Zum zweiten Mal stellte sich Bundeskanzlerin Merkel in der letzten Sitzungswoche des Jahres den Fragen der Abgeordneten. Das in anderen Ländern gängige Format der Befragung der Regierungschefs wurde im Koalitionsvertrag der GroKo erstmalig festgeschrieben. Neue Erkenntnisse oder erwähnenswerte Vorkommnisse gab es dabei kaum. Mit Blick auf die chaotische Brexit-Situation und mögliche weitere Fahrverbote war die abwartende Haltung der Bundeskanzlerin jedoch alarmierend. An Stelle einer offensiven Vorbereitung auf den worst case (Brexit) oder der Ergreifung von Maßnahmen zur Vermeidung (Fahrverbote) wartet die Bundesregierung ab, wie sich die Dinge entwickeln mögen. Das finde ich in der aktuellen Situation reichlich blauäugig!
Kurz vor Weihnachten hat die GroKo erneut eine überfällige Bescherung der Steuerzahlenden verhindert. Auf dem CDU-Parteitag Anfang Dezember wurde unter großem Getöse beschlossen, den Soli komplett abzuschaffen. Nicht mal eine Woche später wollten die Abgeordneten der CDU davon nichts mehr wissen und stimmten im Bundestag gegen unseren Gesetzesentwurf. Die Balance zwischen Staat und Bürgern in der Steuerpolitik ist seit langem aus dem Gleichgewicht geraten. Eine Entlastung der Steuerzahlenden ist jetzt überfällig und der finanzielle Spielraum dafür vorhanden. Daher werden wir uns auch weiterhin dafür einsetzen, dass der befristet eingeführte Soli endlich abgeschafft wird!
Auch der Abschaffung des §219a verweigerte sich die Koalition erneut und verhindert somit seit einem Jahr eine Verbesserung für betroffene Frauen. Jetzt haben sich Union und SPD in einer Nacht-und-Nebel-Aktion auf einen unausgegorenen Vorschlag geeinigt, um unsere Forderung nach einer überfälligen Modernisierung des Straf- bzw. Medizinrechts nicht unterstützen zu müssen. Dennoch haben wir einen Antrag auf Streichung des §219a StGB eingebracht. Diese Änderung hätte keine Auswirkungen auf den Kompromiss zur Regelung von Schwangerschaftsabbrüchen gemäß §§ 218 ff. StGB. Wir fordern damit die Selbstbestimmung von Frauen, lehnen aber grob anstößige Formen der Werbung ab, die der besonderen Sensibilität eines Schwangerschaftsabbruchs nicht Rechnung tragen. Dies haben Union und SPD erneut mit ihrem Abstimmungsverhalten verhindert.
Vor 70 Jahren verabschiedeten die Vereinten Nationen die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte. Mit einem positiven Menschenbild bietet sie weltweit Orientierung für ein friedliches und menschenwürdiges Leben und ist eng mit unserem liberalen Wertebild verbunden. Die heutige Zeit erfordert es aber, die geltenden Menschenrechte ins digitale Zeitalter zu überführen. Insbesondere das Recht auf Privatheit und andere Grundrechte sind durch staatliches Ausspähen, Datensammeln oder die Zensur von Webseiten in Gefahr - all das hat unsere Fraktion in den Plenarreden deutlich gemacht.
Gemeinsam mit den Fraktionen von Bündnis90/Die Grünen und der LINKEn haben wir uns auf die Einsetzung eines Parlamentarischen Untersuchungsausschusses geeinigt. Ab Januar soll dieser die Berateraffäre im Bundesministerium der Verteidigung untersuchen und diesbezüglich thematisch und zeitlich klar umrissen sein. Die im Raum stehenden Vorwürfe der Vetternwirtschaft und der möglichen missbräuchlichen Verwendung von Steuergeld belasten das Ansehen unserer SoldatInnen. Ministerin von der Leyen und ihr Ministerium müssen ihrer Verantwortung gegenüber der Bundeswehr und der Öffentlichkeit endlich gerecht werden und alle Karten auf den Tisch legen.