Bundesregierung bremst bei Fluglotsen
Die Bundesregierung hat Personalmangel im Bereich der Flugsicherung auf dem Luftfahrtgipfel im Oktober in Hamburg als eine der Ursachen für zahlreiche Flugverspätungen bestätigt. Angesichts steigender Flugzahlen prognostiziert die Regierung einen höheren Bedarf an Personal. Gleichzeitig wird jährlich nur ein Bruchteil der BewerberInnen an die Akademie der Flugsicherung angenommen. Das geht aus der Antwort einer Kleinen Anfrage der Kirchheimer Bundestagsabgeordneten Renata Alt hervor.
Die FDP-Politikerin Alt kritisiert in diesem Zusammenhang die fehlende Lizenzierung von militärischen Fluglotsen nach der zivilen EU-Verordnung 2015/340: „Die Bundesregierung sagt selbst, dass Unterschiede bei der Zertifizierung lediglich aufgrund von Bezeichnungen und formellen Aspekten bestehen. Solche Abweichungen von der zivilen Verordnung wurden sogar vom Luftfahrtamt der Bundeswehr als nicht sicherheitsrelevant bewertet!“
Anstatt die Ausbildung der hochqualifizierten Bundeswehrangehörigen von Beginn an auch nach zivilen Standards durchführen zu lassen, lasse die Bundesregierung hier enormes Potenzial links liegen, so Alt.
Die Bundestagsabgeordnete, deren Wahlkreis Nürtingen den Stuttgarter Flughafen beheimatet, fordert die Bundesregierung zum Handeln auf: „Bereits heute lotsen SoldatInnen auch zivilen Flugverkehr. An Flughäfen wie Rostock-Laage, Ingolstadt oder Diepholz machen zivile Kontakte zwischen 70 und 98 Prozent aus. Damit sichern Bundeswehr-Angehörige heute schon ein hohes Maß an Sicherheit für Passagiere und Personal.“
Die Befähigung der SoldatInnen sei laut Bundesregierung gegeben, das gehe aus der Antwort der Regierung hervor: „Anders lässt sich nicht erklären, dass SoldatInnen bei einer zivilen Bewerbung bei der Deutschen Flugsicherung ihre Kompetenzen innerhalb eines Tages bestätigen lassen können“, schlussfolgert die FDP-Politikerin.
Renata Alt ist überzeugt: Durch eine direkte auch zivile Lizenzierung der umfangreichen militärischen Ausbildung ließe sich auch die Attraktivität der Bundeswehr als Arbeitgeberin steigern. „Dass Zeitsoldaten regelmäßig zivilen Flugverkehr kontrollieren, nach Beendigung ihrer Dienstzeit aber ihre Kompetenz erneut unter Beweis stellen müssen, ist schwer vermittelbar.“
Hintergrund
In Europa wuchs das Passagieraufkommen zuletzt um durchschnittlich 6,7 Prozent. Im ersten Halbjahr 2017 verzeichnete Deutschland ein Plus an Passagieren von 6,4 Prozent, im ersten Halbjahr 2018 waren es weitere 2,4 Prozent). Der Flughafen Stuttgart verbuchte im dritten Quartal einen Passagierzuwachs von 6,5 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Mit knapp 32 300 Starts und Landungen stiegen auch die Flugbewegungen im dritten Quartal um 10 Prozent an.
Der Ausbau des Flugangebots, auch auf innereuropäischen Strecken, und der weiterhin starke Wettbewerb durch Low-Cost-Carrier wird die Flugpreise drücken und das Flugaufkommen weiter steigen lassen. So erwartet die Flughafen Stuttgart GmbH über 11 Millionen Fluggäste bis Ende des Jahres. Mit knapp 1,3 Millionen Fluggästen zeugt der August 2018 als passagierstärkster Monat aller Zeiten von diesem Trend.
Presseecho
PM Bundesregierung bremst bei Fluglotsen
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